Warum der Website-Traffic sinkt – auch ohne Google-Update
Gehen die Besucherzahlen auf der Webseite zurück, blickt man sich ganz schnell nach der Ursache um. In den SEO-News herrscht Funkstille. Kein Core Update, keine Warnung, keine Abstrafung. Trotzdem: weniger Klicks.
Was passiert hier eigentlich?
Die Erklärung liegt oft nicht in einem neuen Algorithmus, sondern in etwas, das auf den ersten Blick harmlos wirkt: im Design. Denn Google verändert still und leise das Layout seiner Suchergebnisse. Und diese Veränderung hat weitreichendere Folgen, als viele denken.
Von Suchergebnis zu Schaufenster
Wer heute googelt, betritt eine völlig neue Landschaft wie noch vor Jahren. Ganz oben stehen inzwischen Produkt-Snippets, Preisvergleiche, Shopping-Kacheln, gesponserte Ergebnisse, AI-Overviews und und und.
Das erste organische Suchergebnis?
Liegt below the fold, unterhalb des sichtbaren Bereichs.
Gerade auf dem Smartphone wird der obere Bildschirm fast vollständig von bezahlte oder KI-generierte Inhalte dominiert. Was früher eine Suchmaschine war, sieht heute eher aus wie ein Marktplatz mit eingebauter Empfehlung. Diese neue Struktur ist kein Zufall. Sie verschiebt die Aufmerksamkeit gezielt dorthin, wo Klicks Umsatz bringen: in den kommerziellen Bereich.
Design folgt dem Geld, nicht dem Nutzerinteresse
Optisch wirkt alles aufgeräumt, modern, elegant. Doch hinter der neuen Oberfläche steckt eine klare Strategie: Google monetarisiert konsequent den sichtbaren Bereich: den teuersten Platz im Internet. Die Grenzen zwischen organischen und gesponserten Ergebnissen verschwimmen. Wo früher noch jede einzelne Anzeige als „gesponserter Inhalt“ deklariert wurde, werden die Anzeigen nun als „Gesponserte Ergebnisse“ zusammengefasst. Fern dieser Überschrift, sehen sie aus wie organische Suchergebnisse. Allein das Label „Gesponserte Ergebnisse ausblenden“ grenzt bezahlte von organischen Treffern ab. Es klingt nach Transparenz, ändert aber wenig. Die kommerziellen Flächen bleiben auch dann Teil der Suchergebnisse.
Mit dieser Taktik steigert Google die Klickrate auf Anzeigen, ohne den Eindruck von Werbung zu verstärken. Ein psychologisch smarter, wirtschaftlich brillanter und für organische Inhalte problematischer Schachzug. Das Ergebnis: mehr Umsatz pro Suche, aber weniger Platz für organische Ergebnisse.
Wenn Werbung aussieht wie Information
Auch KI-generierte Antworten tragen zur Abkehr von organischen Ergebnissen bei. Sie wirken neutral, zitieren aber bevorzugt Quellen mit hoher Reichweite, nicht zwingend mit höchster Qualität. Es entsteht ein grauer Zwischenraum aus Information, Empfehlung und Kommerz.
Die Transparenz für Nutzer sinkt, das Vertrauen in Suchergebnisse verändert sich. Was nach einem Design-Update aussieht, ist in Wahrheit eine strategische Verschiebung: Google bleibt Suchmaschine – agiert aber zunehmend wie ein Marktplatz.
Sichtbarkeit ist nicht gleich Klicks
Viele Seiten sehen aktuell stabile Rankings – und trotzdem weniger Traffic. Das ist kein Widerspruch, sondern eine Folge der veränderten SERP-Architektur.
Organische Ergebnisse bleiben technisch sichtbar, aber sie verlieren visuelle Präsenz. Zwischen Nutzer und Link stehen heute mehrere Ebenen: AI-Overviews, FAQ-Dropdowns, People-also-ask-Boxen, Shopping-Karussells, Video-Vorschauen. Was auf Platz 1 rankt, befindet sich im Sichtfeld oft auf Position 6 oder 7. Das verändert das Klickverhalten. Nicht, weil der Content schlechter ist, sondern weil der Weg zum Klick länger wird.
Was Website-Betreiber jetzt tun können
Die gute Nachricht: Sichtbarkeit lässt sich anpassen, wenn man versteht, wie sich die Suchlandschaft verändert hat. Ein Schlüsselbegriff ist GEO.
1. Inhalte schaffen, die nicht zusammenfassbar sind.
KI-Antworten leben von Standardwissen. Wer eigene Daten, Erfahrungen oder Meinungen teilt, bleibt relevant.
2. Strukturierte Daten pflegen.
FAQ-, HowTo- und Produktdaten helfen, dass Google Inhalte besser versteht und anzeigt.
3. Marke und Autorität stärken.
E-E-A-T-Signale (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) gewinnen weiter an Bedeutung.
4. SEO und SEA verzahnen.
Organische und bezahlte Sichtbarkeit ergänzen sich. Wer nur auf eines setzt, verliert Reichweite.
5. SERP-Features regelmäßig prüfen.
Tools wie die Google Search Console können zeigen, ob neue Features organische Ergebnisse verdrängen.
Googles neue Suche: mehr Marktplatz, weniger Suchmaschine
Der Rückgang des Website-Traffics ist nicht zwingend ein Zeichen schlechter SEO-Arbeit. Er ist oft das Ergebnis von neuen Spielregeln, ausgelöst beispielsweise durch eine bewusste Umgestaltung: mehr Paid, weniger Organic, weniger Transparenz.
Google optimiert die Suche nicht für Information, sondern für Interaktion – und damit für Umsatz. Und die kleinen Google-Updates häufen sich, wie zuletzt zum SERP-Tracking. Die neue SERP ist kein neutraler Ort mehr, sondern ein Schaufenster, in dem Sichtbarkeit zur Handelsware wird.
Oder anders gesagt: Der Traffic sinkt nicht, weil du schlechter geworden bist, sondern weil Google besser monetarisiert.
Ich freue mich, Sie mit diesem Blogbeitrag auf dem neuesten Stand rund um das Thema Online-Marketing zu halten.
